Lobby Blog
Donnerstag, März 02, 2006
  Pharmalobby hält sich zurück
Die Pharmalobby agiert in letzter Zeit äußerst zurückhaltend. Kenner der Szene überrascht dies, ereignen sich im Moment doch gravierende Veränderungen in der gesetzlichen Krankenversicherung, die erhebliche Auswirkungen auf die Pharma-Branche haben.

Der vorläufig letzte Akt war das "Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung", das zum 1. April 2006 in Kraft treten wird. Mit diesem Sparpaket sollen die gesetzlichen Krankenkassen jährlich um 1,3 Milliarden Euro entlastet werden. Mit den neuen Regelungen soll der Anstieg bei den Arzneimittelausgaben gebremst werden. Die Hauptleittragenden des Sparpaketes werden die Pharmafirmen sein. Dennoch verhielten sich diese und ihre Lobby-Verbände erstaunlich ruhig. Im Gegensatz zur Ärztelobby, die nach heftigen Protesten die sog. "Bonus-Malus-Regelung" entschärfen konnte.

Es fragt sich, welche Taktik die Pharma-Lobby verfolgt, schließlich schwebt die nächste Sparkeule bereits über den Arzneimittelherstellern. Wenn zum 1. Januar 2007 die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte steigen wird, hat dies auch erhebliche Konsequenzen für die Preise von Arzneimitteln und damit das deutsche Gesundheitssystem. Experten rechnen durch die verteuerten Medikament mit einer Mehrbelastung von über einer Milliarde jährlich für die Krankenkassen. Damit wäre der Einspareffekt aus diesem Jahr dahin. Es mehren sich schon jetzt die Stimmen, die auch diese Verteuerung der Pharmazeutischen Industrie aufbürden wollen.

Dabei ist die Pharma-Industrie gar nicht schuld an dem Dilemma der gesetzlichen Krankenversicherung. Die deutschen Kassen haben eindeutig ein Einnahmeproblem. Der hohen Arbeitslosigkeit, der niedrigen Geburtenrate und der immer weiter steigenden Lebenserwartung ist das derzeitige System einfach nicht gewachsen. Es ist chronisch unterfinanziert.

Die Pharma-Branche wird immer als Kostentreiberin und Übel auf der Ausgabenseite gesehen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Pharmabranche sorgt durch ihre Tätigkeit für Beschäftigung und Wirtschaftswachstum: Neben den 117.000 Beschäftigten der Pharmaindustrie leben in Deutschland weitere 125.000 Erwerbstätige anderer Branchen von der Nachfrage der Arzneimittelhersteller nach Investitionsgütern und anderen Zulieferungen. Insgesamt sind damit 242.000 deutsche Arbeitsplätze direkt von der Arzneimittelbranche abhängig. Einst war Deutschland die "Apotheke der Welt". Wenn es so weitergeht, muss diese Apotheke Insolvenz anmelden.
 




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